Schwul kino in münchen linz
Schwules kino in münchen: filme, die bewegen
Und soviel noch vorab: Dem Filmemacher und Opernregisseur Werner Schroeter, von dem Praunheims Film inspiriert ist, bin ich auch einmal persönlich begegnet. Wie viele Schwule schwärmte er für Maria Callas. Darin geht es um einen Exilanten, der in seiner Heimat, in die er zurückkehrt, in chaotische, bürgerkriegsähnliche, von Verhaftungen geprägte Zustände gerät.
Unser damaliges Interview wird mir in mehrfacher Hinsicht unvergessen bleiben. Das fängt schon damit an, dass Schroeter ein echtes Original war, eine eigenwillige Künstlertype, und man durchaus kontrovers mit ihm diskutieren konnte. Unser Gespräch gestaltete sich eben auch deshalb so ungewöhnlich und spannend, weil wir uns über einige Themen wie Opernregie durchaus uneins waren.
Für das Radio konnte ich es folglich nur eingeschränkt auswerten. Sein Jugendfreund Rosa von Praunheim hatte bislang keine Ahnung von Oper. Umso anerkennenswerter erscheint es mir, wie sehr sich der 77 Jahre alte Filmemacher in diese Kunstform hineingekniet hat, ich muss gestehen, das hätte ich ihm nicht unbedingt zugetraut.
Kurzum, die Qualitäten der Dokumentation liegen in dem künstlerischen Feingespür, das sich daran zeigt, wie Praunheim die Aussagen seiner Protagonisten zu passenden Opernszenen in Beziehung setzt. In dem Film gibt es viel herrliche Musik, und es dreht sich dabei keineswegs alles um die Callas.
Vielmehr versammelt Praunheim insbesondere mit Tilman und dem Musikwissenschaftler Kevin Clarke Protagonisten mit etwas ausgefalleneren Vorlieben vor der Kamera. Dass es sich mithin um ausnahmslos weibliche Stimmen handelt, hat viel mit Erotik zu tun. Denn darauf läuft der Film in seiner Bilanz hinaus: Oper und Sex gehört für Schwule untrennbar zusammen.
Das freilich musste den auch als Autor und Aktivisten tätigen Praunheim interessieren, war Sex doch stets sein Hauptthema. In dem Kontext konnte ich noch ein paar interessante Details dazulernen. Über Bayreuth zum Beispiel, und das obwohl ich über 20 Jahre jeden Sommer dort war.
Aber nun erfahre ich, dass es früher auch noch eine spezielle öffentliche Toilette für Schwule gegeben haben soll, wo sie sich nach einer Vorstellung trafen, um das von der Musik angefachte Begehren auszuleben. Und nicht nur da. Auch im unmittelbaren Umfeld der Deutschen Oper Berlin, also dem Haus, wo ich als Kind drei bis vier Abende in der Woche verbrachte, soll es so eine Klappe gegeben haben, wo sich Männer nach Vorstellungsende trafen und Sex hatten.
Ob das nach Corona nochmal so werden kann, wo wir nun doch alle darauf bedacht sind, uns voneinander fernzuhalten? Und wie wird sich Oper generell nach der Krise verändern? Ob wir dann den Tristan nur noch so zu sehen bekommen, wie ihn beispielsweise Heiner Müller in Bayreuth inszenierte, der die Liebenden in ihren glühenden Gesängen zwischen Ritterrüstungen an beiden Enden der Bühne weit entfernt voneinander postierte?
Es sind, um zum Film zurückzukommen, immer wieder Kevin und Tilman, die interessante Dinge erzählen und denen man gerne noch viel länger zuhören würde, weil sie Essenzielles zu sagen haben. Aber leider verschenkt der Film das Potential dieser Helden und der Sängerinnen Edda Moser, Sophie Koch, Nadine Secunde , die sie in inszenierten Begegnungen treffen.
Sie kommen allesamt viel zu kurz zu Wort, weil Praunheim zu viele sprechende Köpfe einbringt. Unweigerlich führt das zu einer gewissen Oberflächlichkeit. Angesichts entbehrlicher Statements hat man den Eindruck, dass einige Mitwirkende ihrer Prominenz wegen unbedingt noch in den Film hineingequetscht werden mussten.
Das trifft auf die Geschwister Pfister ebenso zu wie auf die Schauspielerin Dagmar Manzel. Zumal so manche spannende Fragen gar nicht berührt werden, allen voran die nach der Bedeutung männlicher Opernhelden und Sänger für Schwule. Männliche Helden erscheinen dagegen mehrheitlich empathieloser, unzulänglicher und gemeiner.
Sie werben zwar hier und da um Frauen, betrügen diese aber auch oder behandeln sie schlecht, schmieden finstere Pläne und werden aus niederen Gründen zu Mördern.