Gayponro genf

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Eine Satireserie über den Wirecard-Skandal, die unter Düsseldorfer Business-Prolls spielt, riskiert wie beim Karneval lausige Gags abzufeuern. Die Rezension eines Insiders. King of Stonks fühlt sich an wie ein Livestream mit den überdrehten Charakteren unserer Zeit, etwa Frank Thelen, Dorothee Bär, Elon Musk und Jan Marsalek, dem Wolf of E-Wall Street.

Da wäre der enthemmte Serien-CEO Magnus Kramer, der brillant von Matthias Brandt mit einem übertriebenen Veneer Zahnleiste gespielt wird. Der frühere Wirecard-CEO Markus Braun dient als Vorbild. Braun ist im realen Leben gleichwohl eher bieder. In einer Szene steht Kramer in einem absurden Kostüm eines Düsseldorfer Karnevalsprinzen vor seiner Frau und betont: Er sei doch kein abgehobener Sonnenkönig, der jeden Kontakt zur Realität verloren habe.

In King of Stonks ist sein COO, Felix Armand, derjenige, der für Kramer immer die Kohlen aus dem Feuer holt, weil sich dieser nur für den schönen Schein und den Börsenkurs, nicht aber für die Probleme der Firma interessiert. Armand, der den früheren Wirecard-COO Jan Marsalek verkörpert, versucht einmal Kramer die dramatische Situation der Firma zu verdeutlichen, weil das zähe Geschäft mit der Zahlungsabwicklung nicht genug abwirft.

Dieser sagt ihm im Vorbeigehen nur: Dann solle er eben Umsätze erfinden. Braun versucht sich als Opfer von Marsalek darzustellen, der echte Umsätze von Wirecard hinter seinem Rücken veruntreut hätte. Die Anklage der Staatsanwaltschaft München und der Bericht des Wirecard-Insolvenzverwalters wiederum basieren darauf, dass die Umsätze überwiegend frei erfunden waren, da es nach der Pleite des Münchner Unternehmens keine einzige Kundenbeschwerde bei den Drittpartnerfirmen von Wirecard gab, mit denen die Bilanzen aufgebläht wurden.

Und Braun als CEO hätte davon wissen müssen. Zumal er selbst dann noch Zahlungen an fiktive Drittpartnerfirmen, über die Marsalek und Co. Gelder abgezweigt haben, frei zeichnete, als er gewarnt wurde, dass dies die letzte Liquidität im Unternehmen sei. Die Satireserie löst diesen Konflikt hervorragend auf: Das fiktive Fintech-Unternehmen Cable Cash erfindet einerseits Umsätze, um das Schneeballsystem mit Investorengeldern am Leben zu halten, wäscht aber andererseits auch kriminelles Geld.

Und die Mafia wird natürlich bei keiner Hotline anrufen und ihr Geld am Ende auch immer erhalten haben. Für das operative Geschäft ist der COO zuständig. Zuvor hatte der COO Armand bereits Kramer das Leben gerettet, als dieser geknebelt von der Mafia entführt wurde. King of Stonks ist daher auch eine Verhöhnung des Opfer-Mythos von Herrn Braun.

Er versucht dann Kramer später damit zu provozieren, dass seine Twitter-Heldin, eine junge antikapitalistische Ikone, mehr Follower als Kramer in den sozialen Medien habe. Daraufhin fährt der CEO direkt in die Menge der Protestierenden in Genf, um einen Eklat zu provozieren und verbreitet das Video in den sozialen Medien, um seine Reichweite zu erhöhen.

Diese Reichweite nutzt er zukünftig, um den Börsenkurs zu treiben und negative Berichterstattung zu seinem Unternehmen zu übertönen. Dies ist eine geniale Anspielung auf die oftmals oberflächlichen Empörungswellen in sozialen Netzwerken und die neue Macht des Schwarms auf dem Börsenparkett durch Neobroker wie Trade Republic oder Phänomene wie dem digitalen Flash Mob um die Gamestop-Aktie.

Die Digitalministerin scheint sich daran aber gar nicht zu stören, weil sie prinzipiell immer gut findet, Thema im Netz zu sein. Ich bin mir jedoch sicher: Auch Jan Marsalek hätte Tränen gelacht.

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Gerade Armand, beziehungsweise Marsalek, mit emotionaler Tiefe zu zeichnen, war eine richtige Entscheidung für die Serie. Denn so durchkreuzt King of Stonks die bequeme Erzählung, auf die sich Politik, Markus Braun, Finanzaufsicht, Wirtschaftsprüfer und Sicherheitsbehörden schnell einigten, dass Marsalek der böse Bube war und alle anderen nur Opfer!

Die Satire ist kein Ersatz für eine ernsthafte Befassung mit den Abgründen und Staatsgeheimnissen des Wirecard-Skandals, aber sie ist zuweilen so nah an der Realität, dass es wehtut. Transparenz-Hinweis: Fabio De Masi berät nebenberuflich eine konkurrierende TV-Produktion über den Wirecard-Skandal.

Fabio De Masi war Mitglied des Deutschen Bundestages sowie des Europäischen Parlaments und machte sich dort bei der Aufklärung von Finanzskandalen — etwa um den Zahlungsdienstleister Wirecard — einen Namen. Der Ökonom ist Fellow für digitale Finanzmärkte bei der Nichtregierungsorganisation Finanzwende und am Financial Innovation Hub der Universität Kapstadt Südafrika.