Berghain gay club stuttgart
Datum: Es ging um Bordelle und Schwulensaunen — in der Architektur und in Stuttgart. Auch der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA denkt — anlässlich des Christopher Street Days — ans Eine und befand, es sei Zeit zu reden über "Sex in the City". Was zum Thema passte.
Immerhin war das Publikum etwas jünger. Um von hinten anzufangen: Die Stadt — the City — ist der erste Schauplatz der Architektur. Immer geht es um Raum — öffentlichen Raum, private Räume, allemal aber um Räume für Menschen. Und damit auch um menschliche Beziehungen. Aber Sex?
Das war durchaus umstritten. Genau hier wird es jedoch interessant. Jedenfalls auf der architektonischen. Brennecke hat sich in seinem Studium in Stuttgart vor gut zehn Jahren im Bereich "Urban Research" mit Rotlichtvierteln beschäftigt, "es gab dazu nichts, keinerlei Untersuchungen.
Er war die wesentliche Grundlage aller Planungen der Nachkriegszeit. Auf der Einladungskarte zum Sex-in-the-City-Abend waren Piktogramme des Kollektivs "The Queer Architect" abgebildet, die nach Art des Neuferts den Raumbedarf für verschiedene Positionen des Gay Sex darstellten.
Herausfordernd schrieben die Einladenden: "Machen Sie sich schon mal frei. Vorneweg: Niemand hat sich an diesem Abend seiner Bekleidung entledigt. Aber vielleicht von gewohnten Vorstellungen ein wenig Abstand genommen. Prostitution und Sexgewerbe konzentrieren sich in bestimmten Bereichen, fiel Brennecke und Kommiliton:innen auf: in Stuttgart etwa im Leonhardsviertel.
Er fand dafür zwei Gründe: Zum einen kreisten die Freier seinerzeit gern im Auto um das Züblin-Parkhaus, bevor sie sich für eine Prostituierte entschieden. Zum anderen werde das horizontale Gewerbe "zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstands" reguliert. Zu diesem Zweck gibt es Sperrbezirke, in denen keine Prostitution stattfinden darf, wobei, Ironie der Geschichte, gerade das Leonhardsviertel gänzlich innerhalb eines solchen Sperrbezirks liegt.
Dieselbe Erfahrung hat Renate Ruhne in Frankfurt gemacht. Die Soziologin hat zur Prostitution im dortigen Bahnhofsviertel ein Buch geschrieben.
Berghain: mehr als nur ein club – ein mythos der berliner szene
Es zählt wie der Stadtteil Sachsenhausen zu den Sperrgebieten, und doch ist ein Teil davon wichtigstes Zentrum des käuflichen Sex. Ob es eigentlich rechtskonform sei, wenn Frauen der Zutritt zu solchen Orten verwehrt werde, wollte eine Zuhörerin wissen. Ruhne sagte, das sei eine Grauzone.
Sie selbst sei einfach hineingegangen in die Laufhäuser, bis die Prostituierten sie hinauskomplimentiert hätten: "Anständige Frauen stören das Geschäft. Für Ruhne stellt sich die Frage, ob die Logik der Ausgrenzung, der Beschränkung der Prostitution auf bestimmte Gebiete, nicht auch die Vorstellungen von diesem Gewerbe negativ prägt.
In den Rotlichtvierteln ist der käufliche Sex unübersehbar, allerdings nur in Form stereotyper Leuchtreklame, blinkender Herzen und Neonschriftzügen wie "Girls Girls Girls". Laufhäuser, Drogenkriminalität und Beschaffungsprostitution befänden sich oft in räumlicher Nähe.
Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle wies darauf hin, dass das Leonhardsviertel auch ein "brutaler Immobilienmarkt" sei. Wenn ein Zimmer für Euro am Tag vermietet werde, erzielten die Hausbesitzer fast den zehnfachen Gewinn gegenüber einer Wohnvermietung.